21 neue ME/CFS- Forschungsprojekte in Deutschland vom BMBF finanziert und angekündigt

Noch in diesem Jahr beginnen in Deutschland 21 neue Forschungsprojekte, davon sechs neue Forschungsverbünde (20 Teilvorhaben) sowie ein Einzelprojekt zur Erforschung der Krankheitsmechanismen von ME/CFS. Mit einer Förderung von rund 15 Millionen Euro durch das BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) sollen in den nächsten drei Jahren zentrale Thesen zur Entstehung der Erkrankung weiter erforscht und Biomarker entwickelt werden.

Am 12. September 2023 gab das BMBF bekannt, die Erforschung von ME/CFS in Höhe von insgesamt 15 Mio. Euro zu unterstützen, im Rahmen einer neuen „Richtlinie zur Förderung interdisziplinärer Verbünde zur Erforschung der Pathomechanismen von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue Syndrom (ME/CFS)“ (vgl. unsere Zusammenfassung und Kommentierung der BMBF-Förderrichtlinie). Diverse Forschungsgruppen in Deutschland haben sich mit ihren Projektanträgen auf die Ausschreibung des Ministeriums beworben. Letzte Woche wurden die vom BMBF bewilligten Fördervorhaben bekanntgegeben.

„Die ME/CFS-Forschung in Deutschland hat die Möglichkeit sich in den nächsten Jahren entscheidend weiterzuentwickeln. Die Forschungsprojekte im Rahmen der neuen BMBF-Förderung sind größtenteils sehr translational ausgerichtet, um auch Erkenntnisse für eine Verbesserung der Diagnostik und Entwicklung von zielgerichteten Therapien zu gewinnen. Die landesweite Vernetzung und enge Zusammenarbeit von führenden Forschungseinrichtungen bekräftigt zudem die wachsende Anerkennung von ME/CFS in der Wissenschaft. Dieses Momentum gilt es jetzt zu nutzen, um die Forschung auch langfristig auszubauen und weiter zu fördern. Deutschland hat beste Voraussetzungen, um zu einem der weltweit führenden Forschungsstandorte für ME/CFS und postinfektiöse Erkrankungen zu werden.“ kommentierte Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Direktorin des Arbeitsbereich Immundefekte und Postinfektiöse Erkrankungen und des Charité Fatigue Centrums (CFC) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, anlässlich der BMBF-Bekanntmachung gegenüber der ME/CFS Research Foundation.

Zusammenfassung der Forschungsvorhaben

Bei den vom BMBF neu geförderten Vorhaben handelt es sich um insgesamt sechs sog. Verbundvorhaben, d.h. Zusammenschlüsse von verschiedenen Forschungsgruppen und Teilprojekten, sowie ein Einzelprojekt. Der Schwerpunkt aller Vorhaben liegt auf der Erforschung von post-infektiösem ME/CFS, ausgelöst z.B. durch COVID-19 oder das Eppstein-Barr Virus (EBV). Zentrale Zielsetzung aller Vorhaben ist es, die potenziellen Krankheitsmechanismen von ME/CFS besser zu verstehen und geeignete Biomarker zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser translationalen Forschung, d.h. der Kombination von Grundlagen- mit klinischer Forschung, sollen bessere Rahmenbedingungen für die zukünftige Diagnostik sowie die Erprobung von Therapien schaffen, z.B. im Rahmen von klinischen Studien zur Entwicklung von Medikamenten.

Zu den Themen der sechs Verbundvorhaben bzw. Forschungsnetzwerke gehört die Entschlüsselung der Mechanismen, die zum Entstehen des Kardinalsymptoms von ME/CFS führen, der sog. Post-Exertionellen Malaise (PEM). Gegenstand dieser Forschung sind molekulare, immunologische und bildgebende Methoden sowie die Anwendung von Fitnesstrackern (BioSig-PEM). Ein weiteres zentrales Thema ist die Erforschung und Entwicklung von Biomarkern für Autoimmunität sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch Erwachsenen (CURE-ME). Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) sollen außerdem umfassende Untersuchungen zu Veränderungen im Stoffwechsel und Immunsystem durchgeführt werden (MIRACLE). Weitere innovative Ansätze befassen sich mit Störungen im Zusammenspiel von Immunsystem und dem Neurotransmitter Serotonin, wobei erstmalig verschiedene Tiermodelle (Maus und Hamster) für ME/CFS entwickelt werden sollen (SERIMM). Zusätzlich wird sich mit Funktionsstörungen neuronaler Netzwerke im Zusammenhang mit Schlafstörungen und weiteren Kernsymptomen der Erkrankung befasst (SLEEP-NEURO-PATH). Ein weiterer Forschungsverbund wird sich mit der gestörten Gefäßfunktion und Durchblutung bei ME/CFS beschäftigen, zusätzlich zur Erforschung von Mitochondrien in den Muskelzellen (VADYS-ME). Außerhalb der genannten Verbundvorhaben wird sich ein weiteres Einzelprojekt mit der Entstehung, Häufigkeit und Rolle von G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR)-Antikörpern bei Kindern und Erwachsenen mit ME/CFS befassen (FAME).

Alle Projektvorhaben können im ME/CFS Research Register aktuell aufgerufen werden und sind dort mit weiteren Informationen zu den Forschenden verlinkt (zu finden über die Suche in Research Networks oder Research Projects). Wir planen weitere Berichterstattungen zu den einzelnen Verbundvorhaben. Näheres hierzu werden wir auf unserer Website sowie per Newsletter und in den sozialen Medien bekanntgeben.

Übersicht aller Verbund- und Projektvorhaben, die im Rahmen der BMBF-Förderrichtlinie zur Erforschung der ME/CFS-Krankheitsmechanismen gefördert werden:

Verbundvorhaben: BioSig-PEM – Identifizierung biopathologischer Signaturen von Post-Exertional Malaise bei ME/CFS (externer Link)
Gesamtfördervolumen: 2.489.273 €

BioSig-PEM Forschungsnetzwerk im ME/CFS Research Register


Verbundvorhaben: CURE-ME – Charakterisierung von Autoimmunantworten zur Identifizierung von Targets in ME/CFS (externer Link)
Gesamtfördervolumen: 1.817.508 €

CURE-ME Forschungsnetzwerk im ME/CFS Research Register


Verbundvorhaben: MIRACLE – Klinische Analysen von immunologischen und metabolischen Faktoren bei ME/CFS (externer Link)
Gesamtfördervolumen: 2.364.289 €

MIRACLE Forschungsnetzwerk im ME/CFS Research Register


Verbundvorhaben: SERIMM – Serotonin und Immunmodulation in ME/CFS (externer Link)
Gesamtfördervolumen: 1.728.975 €

SERIMM Forschungsnetzwerk im ME/CFS Research Register


Verbundvorhaben: SLEEP-NEURO-PATH – Beitrag schlafbezogener Biomarker zur Pathophysiologie von ME/CFS (externer Link)
Gesamtfördervolumen: 1.632.362 €

SLEEP-NEURO-PATH Forschungsnetzwerk im ME/CFS Research Register


Verbundvorhaben: VADYS-ME – Untersuchungen zur Gefäßdysfunktion und Minderperfusion bei Patienten mit ME/CFS (externer Link)
Gesamtfördervolumen: 2.610.184 €

VADYS-ME Forschungsnetzwerk im ME/CFS Research Register


Einzelprojekt: FAME – Funktionelle Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren bei Betroffenen mit ME/CFS (externer Link)
Gesamtfördervolumen: 1.759.607 €
Leitung: PD Dr. Dr. Bettina Hohberger, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

 FAME Forschungsprojekt im ME/CFS Research Register


Wie kann man die Arbeit der ME/CFS Research Foundation unterstützen?

Vor uns liegt noch ein weiter Weg bis Diagnose, Versorgung und Therapie von ME/CFS Betroffenen eines Tages medizinischer und sozialer Standard werden. Wir als ME/CFS Research Foundation fokussieren uns auf die biomedizinische Forschung, in der wir das Schlüsselelement zur Lösung dieser Probleme sehen (mehr dazu in unserer Förderstrategie und im Halbjahresbericht (Sommer 2024), der unsere Aktivitäten zusammenfasst). Dafür brauchen wir umfassende Unterstützung von privaten Spendenden – Betroffene, Angehörige, Familien, Freunde, Vereine, Schulen, Netzwerke, Unternehmen, Initiativen, Veranstaltende und alle Unterstützenden. Und wer nicht direkt fördern kann, kann unsere Story teilen und so andere motivieren zu helfen. Denn nur gemeinsam ist so ein Kraftakt möglich.

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