Was ist ME/CFS?

ME/CFS – „die letzte, große, kaum erforschte Krankheit“

ME/CFS steht für Myalgische Encephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom. Das ist eine schwere Erkrankung des Nerven- und Immunsystems, die meistens nach einer Infektion auftritt. Viele an Post-COVID-Syndrom Erkrankte leiden unter ME/CFS. Erkrankte haben eine sehr niedrige Lebensqualität und oft einen hohen Grad der Behinderung. Teilhabe und Lebensqualität sind auch bei sehr jungen Betroffenen oft erheblich eingeschränkt. 60% aller Erkrankten sind arbeitsunfähig, viele davon sind an Haus oder Bett gebunden.

In Deutschland waren bereits vor der Pandemie etwa 300.000 Menschen von ME/CFS betroffen, darunter über 40.000 Kinder. Ein Teil der von Long COVID Betroffenen entwickelt ebenfalls ME/CFS. So sind inzwischen über 500.000 Betroffene in Deutschland seitens der Krankenkassen belegt (Stand 2021). Weltweit ist von über 28 Millionen Betroffenen auszugehen.

Die Versorgungslage ist derzeit ungenügend. Fehldiagnosen und Folgeschäden sind nicht selten. Die hohe Zahl der Betroffenen ist für alle Bereiche der medizinischen und psychosozialen Versorgung sowie auch ökonomisch, durch den krankheitsbedingten Entfall von Ausbildung und Arbeitskraft, ein zunehmend kritischer Faktor. Der volkswirtschaftliche Schaden der Erkrankung wurde vor der Pandemie bereits auf über 7,4 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (Quelle). Auch dieser Schadenswert hat sich durch Long COVID stark erhöht. 

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Schweres Leid der Betroffenen und Angehörigen

ME/CFS-Erkrankte leiden unter einer ausgeprägten Zustandsverschlechterung ihrer Symptome nach geringer körperlicher oder geistiger Belastung (PEM, sogenannte Post-Exertional Malaise). Zu dem komplexen Krankheitsbild gehören z.B. eine schwere Fatigue (krankhafte, dauerhafte Erschöpfung), geringe Belastbarkeit, kognitive Störungen, ausgeprägte Schmerzen, Kreislaufprobleme, eine Überempfindlichkeit auf Sinnesreize und eine Störung des Immunsystems sowie des autonomen Nervensystems.

Teilhabe und Lebensqualität sind auch bei sehr jungen Betroffenen oft erheblich eingeschränkt. Viele schwer Betroffene Erwachsene sind allein. Manche wohnen sogar in ihren Badezimmern, da sie nur wenige Meter zur Toilette gehen können. Manche sind auch dazu nicht mehr imstande und werden künstlich ernährt. Weitere Informationen zur Krankheit sowie Quellenangaben gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS.

FAQ / Informationen zu ME/CFS, Long-COVID, post-COVID

Bitte auf die Fragen klicken für Antworten und weitere Informationen.

ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrom) ist eine komplexe, schwere Erkrankung des Nerven- und Immunsystems. ME/CFS entsteht überwiegend post-infektiös, auch als Folge von COVID-19. Es ist die schwerste Form des Post-COVID-Syndroms. ME/CFS-Erkrankte haben ausgeprägte körperliche und kognitive Symptome, eine sehr niedrige Lebensqualität und oft einen hohen Grad der Behinderung. 60-75% aller Erkrankten sind arbeitsunfähig, viele davon sind an Haus oder Bett gebunden. Leitsymptom ist eine schwere Belastungsintoleranz mit Symptomverschlechterung nach Alltagsaktivitäten (post-exertionelle Malaise = PEM).

Die Diagnose von ME/CFS ist mangels spezifischer Biomarker aufwendig (v.a. die fachbereichsübergreifende Ausschlussdiagnostik) und es gibt bisher keine ursächliche Therapie. Die Versorgungslage ist derzeit ungenügend. Fehldiagnosen und Folgeschäden sind nicht selten. Erwachsene mit ME/CFS haben derzeit kaum Aussicht auf Besserung und Wiedereingliederung ins Berufsleben. Für Kinder und Jugendliche gilt die Prognose als besser. Lange Schulfehlzeiten sind die Regel. Für die meisten Betroffenen ist eine Teilhabe am normalen Leben mit Beruf, Ausbildung, Freunden, Sport, Musik etc. nicht möglich.

Die hohe Zahl der Betroffenen ist für alle Bereiche der medizinischen und psychosozialen Versorgung sowie auch ökonomisch, durch den krankheitsbedingten Entfall von Ausbildung und Arbeitskraft, ein zunehmend kritischer Faktor.

Quellen: Stellungnahme von Prof. C. Scheibenbogen und Prof. U. Behrends im Rahmen der Anhörung zu ME/CFS im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags (April 2023): https://www.bundestag.de/ausschuesse/a14_gesundheit/oeffentliche_anhoerungen/936116-936116

Direkt zum Download der Stellungnahme hier.

In Deutschland waren in 2021 über 500.000 Menschen von ME/CFS betroffen (Quelle 1). Darunter sind ca. 65.000 Kinder und Jugendliche. International sind über 34 Mio. Menschen an ME/CFS erkrankt (Quelle 2). In Folge der Pandemie rechnet man aktuell mit über 600.000 Betroffenen in Deutschland, da ein Teil der von Long COVID Betroffenen ebenfalls ME/CFS entwickelt. 60-75% aller Erkrankten sind arbeitsunfähig, viele davon sind an Haus oder Bett gebunden.

Quellen:

1: Stellungnahme der Kassenärztlichen Vereinigung im Rahmen der ME/CFS Anhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags Bundestags (April 2023): https://www.bundestag.de/resource/blob/943000/60468062de2e557ef6436afb4e5c9173/20_14_0095-5-_Kassenaerztliche-Bundesvereinigung_ME-CFS_nicht-barrierefrei-data.pdf

2: Hochrechnung anhand der Zahl von 500.000 Betroffenen (Deutschland) und diverser internationaler Schätzungen, die vor der Pandemie von 17 Mio. ME/CFS Betroffenen ausgegangen sind.

ME/CFS gehört zu den Krankheiten mit der niedrigsten Lebensqualität überhaupt. Teilweise niedriger als bei Patienten nach einem Schlaganfall, mit einer Herzinsuffizienz oder Krebserkrankung. Verschiedene Studien haben bei Betroffenen von ME/CFS die niedrigsten Vitalitäts- und Funktionalitätswerte aller chronischen Erkrankungen gemessen (Quelle 1). Erwachsene mit ME/CFS haben derzeit kaum Aussicht auf Besserung und Wiedereingliederung ins Berufsleben. Für Kinder und Jugendliche gilt die Prognose als besser. Lange Schulfehlzeiten sind die Regel. Für die meisten Betroffenen ist eine Teilhabe am normalen Leben mit Beruf, Ausbildung, Freunden, Sport, Musik etc. nicht möglich (Quelle 2, auch für folgende Aussagen).

Die Krankheit ME/CFS wurde zwar 1969 von der WHO als neurologische Erkrankung in die Internationale Klassifikation der Krankheiten aufgenommen (ICD G93.3). Dennoch wurde über Jahrzehnte hinweg wenig zu diesem Thema geforscht. Vor allem die biomedizinische und klinische Forschung lag lange brach. Einen Grund für die geringe Forschung sehen Experten darin, dass international nur wenig staatliche Fördergelder für die Forschung in dem Bereich zur Verfügung standen. In Deutschland gab es bis 2020 keine offizielle Forschungsförderung für ME/CFS.

Zudem sind die meisten Ärzt:innen bis heute unzureichend ausgebildet, ME/CFS zu diagnostizieren und zu behandeln. Es fehlen Spezial-Ambulanzen (in Deutschland gibt es diese nur in Berlin und München). Die Diagnose- und Versorgungslage der Patienten ist sehr schlecht. Analog zu den Ärzten kennen auch die meisten medizinischen Gutachter ME/CFS nur unzureichend. Viele Verfahren berücksichtigen die Symptomatik von ME/CFS nicht ausreichend. Infolgedessen werden Betroffenen medizinische und soziale Leistungen vorenthalten oder enorm erschwert (z.B. Erstattung von Rollstühlen, Pflegeleistungen, Anerkennung des Grades der Behinderung, Frühverrentung, …). Versorgung, Pflege und soziale Leistungen lasten überwiegend auf Angehörigen, Familien und Freunden. Viele Familien und Partnerschaften zerbrechen an der Kombination von Überlastung, mangelnder Anerkennung und Perspektive. Häufigste Todesursache der ME/CFS Betroffenen ist Suizid aufgrund der Perspektivlosigkeit.

Quellen:

1: vgl. Grafik „ME/CFS – Lebensqualität“ und weitere Daten auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS: https://www.mecfs.de/daten-fakten/

2: Stellungnahme von Prof. C. Scheibenbogen und Prof. U. Behrends im Rahmen der Anhörung zu ME/CFS im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags (April 2023): https://www.bundestag.de/ausschuesse/a14_gesundheit/oeffentliche_anhoerungen/936116-936116
Direkt zum Download der Stellungnahme hier.

Im Zusammenhang mit einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion sind verschiedene gesundheitliche Langzeitfolgen beobachtet worden, die unter dem Begriff „Long COVID“ zusammengefasst werden. Dabei handelt es sich um Gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2-Infektion von 4 Wochen fortbestehen oder neu auftreten. Diese können unterschiedliche Organsysteme betreffen, unterschiedliche Beschwerden verursachen und auch unterschiedliche Ursachen haben.

Quelle: RKI – Coronavirus SARS-CoV-2 – Long COVID (Stand: 22.8.2023), https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html

Als Post COVID Syndrom werden Beschwerden bezeichnet, die noch mehr als 12 Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können. Somit umfasst „Long COVID“ sowohl im Anschluss an eine akute COVID-19-Erkrankung 4 bis 12 Wochen nach Symptombeginn noch bestehende Symptome als auch das „Post COVID 19-Syndrom“.

In einer Studie aus Deutschland wird die Häufigkeit von Post-COVID-19 im Zeitraum von 6 bis 12 Monaten nach einer SARS-CoV-2-Infektion auf mindestens 6,5 % bei überwiegend nicht hospitalisierten Patientinnen und Patienten geschätzt. Analysen aus routinemäßig erhobenen ambulanten Daten der gesetzlichen Krankenversicherung gelangen in den vier Abrechnungsquartalen im Jahr 2022 mit 7 % bis 13 % zu etwa größenordnungsmäßig ähnlichen Einschätzungen der Häufigkeit eines Post-COVID-19-Zustands. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Prävalenz von Long COVID auf Basis von Abrechnungsdaten der Sozialversicherungsträger insgesamt eher unterschätzt wird, da hier nicht alle Menschen mit Long COVID erfasst werden.

Quelle: RKI – Coronavirus SARS-CoV-2 – Long COVID (Stand: 22.8.2023), https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html

 

Auf der Website der Deutsche Gesellschaft für ME/CFS sind weitere Informationen zu ME/CFS sehr gut zusammengestellt, z.B. zu Daten & Fakten, Pathophysiologie, Post-Exertional-Malaise, Pacing, Orthosatatische Intoleranz, Fatigue, Brain Fog. 

Dort finden Sie auch Informationen zu Long-COVID, inkl. einem Vergleich der Symptome zwischen ME/CFS und Long-COVID. 

 

Leider nein. Wir stehen mit Mediziner:innen und Forscher:innen im engen Kontakt. Wir können und dürfen jedoch keine medizinischen Behandlungen oder Ärzte empfehlen. Das Charité Fatigue Zentrum bietet Informationen für Patienten und eine Übersicht der ME/CFS Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen in Deutschland. Informationen zu Therapieansätzen und Forschung sind laienverständlich auf dem amerikanischen Blog Healthrising.org zu finden. Wir planen später ein Angebot an weiteren „Ressourcen“ auf unserer Website aufzubauen.

Wir ergänzen die Liste dieser FAQs regelmässig. Wenn Sie eine Frage haben, die hier noch nicht gestellt oder nicht hinreichend beantwortet wurde, senden Sie uns bitte einfach eine e-Mail an:  FAQ@mecfs-research.org   Wir werden dann sobald möglich zu Ihrer Frage Stellung nehmen.

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